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Anleihen zeichnen und handeln

Grundlagen Bonds

FRANKFURT. (Börse Frankfurt). Die beiden großen klassischen börslichen Anlageformen sind Aktien mit Dividendenzahlungen und festverzinsliche Anleihen. Anleihen sind Inhaberschuldverschreibungen. Investoren „leihen“ Unternehmen einer Institution oder einem Staat Geld und erhalten für das geliehene Geld Zinsen und, wenn alles gut läuft, am Ende der Anleihenlaufzeit ihr Geld zurück.

Prozent statt Stückpreis

Der wichtigste Unterschied beim Handel ist, dass Anleihen meist nicht wie Aktien in Stück gekauft und verkauft werden, sondern in Prozent des nominalen Betrags. Ein Beispiel: Eine Bundesanleihe (WKN 113524) notiert bei 107 Prozent. Der nominale Betrag im Fall einer Bundesanleihe ist 1.000 Euro. Ein Investor will nun rund 10.000 Euro in Bundesanleihen anlegen. Dann kauft er nicht 10 Bundesanleihen, sondern Bundesanleihen mit einem nominalen Betrag von 10.000 Euro und zahlt dafür 10.700 Euro. Hinzu kommen die aufgelaufenen Stückzinsen, dazu aber später mehr.

Anleihen an der Börse zeichnen

Ein Anleihetyp, der im Moment viel Aufmerksamkeit bekommt, sind Eigenemissionen von mittelständischen Unternehmen, die Anleger über die Börse zeichnen können. Die Börse Frankfurt hat dafür, wie einige andere Börsen in Deutschland auch, ein eigenes Segment dafür eingerichtet, den Entry Standard für Unternehmensanleihen. Diese Emissionen sind für risikobewusste Anleger interessant, weil die schlechtere Bonität der Emittenten mit einer höheren Rendite ausgeglichen wird.

Zehn Schritte auf dem Weg zur Unternehmensanleihe. Eine Checkliste für Privatanleger

Anleihen im fortlaufenden Handel

Die Anleihenpreise richten sich an verschiedenen Kriterien. Zum einen spielt die Laufzeit der Anleihe eine Rolle, weiter fließen die Verzinsung, die Bonität des Emittenten und das aktuelle Marktzinsniveau in den Preis ein. Der Großteil der börsennotierten Anleihen wird von 9 bis 17.30 Uhr fortlaufend gehandelt, d.h. die Spezialisten auf dem Frankfurter Parkett stellen An- und Verkaufspreise – die Geld- und Brief-Quotes, mit einem Volumen, für das der Quote gilt.

Die Anleihen-Marktübersicht bietet Listen meistgehandelter Anleihen nach Typ

Unternehmensanleihen auf Xetra

Rund 700 Anleihen von Unternehmen können inzwischen auch über Xetra gehandelt werden. Hier stellen Spezialisten fortlaufen An- und Verkaufsquotes. Diese Handelsform kombiniert die Vorteile des elektronischen Handels mit den Vorteilen der Betreuung durch Spezialisten. Es bietet Investoren eine hohe Preisqualität, niedrige Kosten und eine hohe Ausführungsqualität ihrer Orders.

Zinsen bleiben bei Verkauf erhalten

Egal ob fortlaufend auf Xetra oder über den Skontroführer - das Ziel der Anleihenanleger sind die regelmäßigen Zinseinkünfte durch ihr Investment, die meist zu festgelegten Zeitpunkten ausbezahlt werden. Verkaufen Anleger Anleihen zwischen solchen Zeitpunkten, haben sie ein Recht auf die bis dahin aufgelaufenen Zinsen. Das Handelssystem berechnet die aufgelaufenen Stückzinsen und weißt die Beträge aus.

Den Verkäufern gehen die in diesem Zinsjahr aufgelaufenen Zinsen also nicht verloren. Auf der anderen Seite dürfen Käufer nicht vergessen, dass dieser Betrag zusätzlich zu ihrem Anleihenkauf auch noch von ihrem Konto abgebucht wird. Am Zinstag erhalten sie ja die Zinsen fürs gesamte Jahr wieder ausbezahlt, auch wenn sie später in das Anlageprodukt eingestiegen sind.

Übrigens: Nach obigem Beispiel bezahlt der Anleger zusätzlich zu den 10.700 Euro noch aufgelaufene Stückzinsen von 1,73 Prozent für 149 Tage. Diese Informationen sind auf den Datenblättern der Anleihen bei boerse-frankfurt.de verfügbar.

Kommt ein Emittent in Zahlungsschwierigkeiten und kann die Zinsen auf die ausstehende Schuld nicht mehr oder nur noch teilweise bezahlen, wird die Anleihe „flat“, d.h. ohne aufgelaufene Stückzinsen gerechnet. Falls ein solches Ereignis eintritt, sinkt meist auch der Kurs der entsprechenden Papiere in den Keller. Sehr ärgerlich für diejenigen, die diese Papiere im Depot haben.

Auf der anderen Seite sind solche Fälle für viele das Salz in der Suppe im Anleihengeschäft. Sie spekulieren darauf, dass eine Pleite abgewendet werden kann, das Unternehmen aufgekauft wird oder im Falle eines Landes jemand anders zu Hilfe kommt und für den Schuldendienst bezahlt. Im Falle von Argentinien ist diese Wette für Investoren schief gegangen, weil der Internationale Währungsfonds nicht mehr eingesprungen ist und Argentinien den Bankrott erklären musste. Die betroffenen Anleger mussten herbe Kursverluste verdauen.

Im Falle von Spanien scheinen Anleger hin und her gerissen. Noch im März notierten die Euro-Staatsanleihen bei knapp 101 Prozent. Mittlerweile sind sie auf rund 88 gesunken und sollten weiter volatil bleiben.

© 30. Mai 2012/Edda Vogt

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