Wissen I Grundlagen Trading
weitere Artikel WissenAnzeigen
Forex-Intraday-Handelssysteme: Migration als zusätzliche Validierung
[Philipp Spannagel I Tradingscape.com] - Man kann nicht oft genug wiederholen, dass man bei der Entwicklung von Intraday-Systemen wirklich vorsichtig sein muss, insbesondere bei Devisen. Intraday-Systeme haben üblicherweise einen kleinen Erwartungswert von wenigen Punkten, der sehr leicht sogar vollständig auf Entwicklungsfehler basieren kann. Im tradingscape-Blog habe ich schon mehrmals detailliert begründet, warum das so ist. Es gibt keine Möglichkeit um 100%iger Sicherheit zu erlangen, dass ein System im Livetrading immer noch profitabel ist. Aber es gibt viele Möglichkeiten, wie man zusätzliche Sicherheit erhält, z.B. eine Migration.
Das nebenstehende Bild zeigt die Backtest-Equitykurven des gleichen Systems (gleiche Märkte, gleicher Zeitraum, gleiche Parameter). Woher kommt als der Unterschied? Die obere Equitykurve ist eine Auswertung der Backtests, die ich mit Metatrader erstellt habe. In diesem Projekt war Metatrader die primäre Entwicklungsumgebung. Die untere Kurve zeigt die Ergebnisse des gleichen Systems nach der Migration in jForex. jForex diente hier als skundäre Entwicklungsumgebung. Dabei wurde nach Fertigstellung des Systems das komplette System nochmal in jForex nachgebaut und mit Dukascopy-Daten getestet. Klar könnte man leicht Programmierfehler als Ursache vermuten: aber nach mittlerweile 6 Monaten jForex-Erfahrung und unzähligen Backtests und Detail-Analysen kann ich mittlerweile sicher sagen, dass ich keine Fehler mehr drin habe. Der gesamte Unterschied stammt von den Abweichungen bei den Daten.
Es ist nicht so, dass mich das völlig überrascht. Ich habe seit über einem Jahr mehrere FX-Systeme parallel bei verschiedenen Brokern laufen. Teilweise sind die Unterschiede so groß, dass ich selbst wieder die Logs im Detail analysieren und mich Step by Step überzeugen muss, dass ich keinen Fehler gemacht habe. Aber wo soll der auch herkommen: wenn man 1:1 den gleichen Code mit den gleichen Parametern bei Broker A und Broker B laufen lässt, und dann Unterschiede entstehen, dann können die nur von den Daten kommen.
Betrachtet man die Unterschiede zwischen dem Metatrader-Test und dem jForex-Test, könnte man zu dem Schluß kommen, dass das System nicht stabil ist, aber ich sehe das genau umgekehrt: Migrationen sind für mich immer sowas wie ein Out-of-Sample-Test. Von Out-of-Sample-Tests, wie sie in den meisten Büchern angepriesen werden, halte ich nichts, dazu schreibe ich irgendwann auch nochmal einen Beitrag. Wenn das System nach einer vollständigen Migration allerdings immer noch gut da steht, d.h. die Performance-Eckdaten vergleichbar sind, dann kann ich noch sicherer sein, dass das System einen positiven Erwartungswert hat.
Bevor ich ein System auf mein Geld ansetze (oder womöglich Kunden anbiete), muss ich viele Gründe gefunden haben, die für das System sprechen. Das ist absolut notwendig, denn an diesen Gründen muss man sich festhalten, wenn das System mal 3 Verlustmonate hintereinander hat. Es wäre illusorisch im Livetrading so eine Kurve zu erwarten, wie sie beim Metatrader-Test herauskommt. Wenn das im Livetrading allerdings so eine Kurve wie bei jForex hinlegt, kann man doch zufrieden sein!
Anzumerken ist, dass der Unterschied zwischen Metatrader und jForex natürlich nicht immer so krass ausfällt, wie im o.g. Beispiel. Das o.g. Beispiel ist ein System, dass ich live handle, weil ich glaube, die fundamentale Ursache für den Unterschied verstanden zu haben. Hier z.B. ein anderes System, wo der Unterschied nicht so groß ist:
Weitere Infos erhalten Sie unter www.tradingscape.com
Ãœber den Autor:
Philipp Spannagel ist Dipl.-Wirtschaftsinformatiker, Jahrgang 1983, kommt aus Karlsruhe. Hauptberuflich entwickelt und betreibt er automatische Handelssysteme – auf eigene Rechnung und für Financial Professionals (Vermögensverwalter, Hedge Funds etc.).
Anzeigen