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Am Anfang der Tradingkarriere - Fehler und deren Vermeidung
[Detlef Wormstall - traders-mag.com] - Der Handel mit Wertpapieren sieht am Anfang sehr leicht aus. Das Paradoxe daran ist, er ist es in der Regel auch, wenn man die Spielregeln kennt, sich mit Risiko und Volatilitäten auseinandersetzt und vor allen Dingen die eigenen Schwachstellen aufdeckt. Denn es dauert für angehende Trader in den meisten Fällen sehr lange, in die Gewinnzone zu gelangen. Die größte Schwierigkeit dabei ist es, sich nicht selbst im Weg zu stehen. Denn ein fast unüberwindbares Hindernis für einen angehenden Trader ist oftmals die eigene Disziplin. Welche Dinge werden geplant und welche Dinge werden völlig übersehen?
Sieht man sich im Internet um und folgt ein wenig den verschiedenen Foren, dann fällt auf, dass unzählig viele kreative Ideen geboren werden. Es ist häufig über interessante Strategien zu lesen und über neue Entwicklungen, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet werden.
Leider ist die Arbeit oftmals nicht zu Ende gedacht und geführt, denn sie hat häufig nur ein Ziel. Die Suche nach der richtigen Aktie oder dem richtigen Future. Und diese Suche ist nichts anderes als die Suche nach dem richtigen Einstiegspunkt. Die ganze kreative Kraft des Traders bündelt sich in der einen Idee, den richtigen Entry zu finden. Der Trader will die Bewegungsrichtung der Aktie und damit des Marktes vorhersagen, er will den Markt kontrollieren. Dieses Verhalten ist unter nahezu allen Tradern am Anfang ihrer Karriere weit verbreitet. Es wird versucht, die Richtung des Marktes vorherzusagen. Viele technische und fundamentale Faktoren werden dafür untersucht und dienen als Grundlage für die eigene Analyse und die darauf aufzubauende Strategie. Wenn die Position dann eröffnet wird, hat der Trader den eigentlichen Trend schon vorherbestimmt.
Das bedeutet, er ist von Beginn an emotional geprägt, er hat sich mental längst festgelegt, und nun muss sich eigentlich nur noch die Position in die von IHM vorher festgelegte Richtung bewegen. Wenn das nicht passiert, dann müsste sich der Trader eingestehen, dass seine Analyse falsch gewesen ist und er wäre gezwungen, die Position glattzustellen. In vielen Fällen erfolgt das jedoch nicht. Vielmehr beginnt bei einer gegen den Trader laufenden Position das Prinzip Hoffnung einzusetzen. Da die Position nicht den gewünschten Gewinn bringt, versucht er sie nun so lange zu halten, bis sie tatsächlich wieder im Gewinn ist. Offensichtlich ist es psychologisch schwieriger, sich die falsche Analyse einzugestehen und die Position glattzustellen, als dagegen eine in einer Verlustzone befindliche Position zu halten und eventuell immer größer werdende Verluste hinzunehmen.
Das beschriebene Verhaltensmuster ist oft anzutreffen. Das Interessante daran ist, dass es auch dann nicht geändert wird, wenn es ständig zu Verlusten führt. Alle Möglichkeiten, an der Börse zu einem Erfolg zu kommen, scheitern immer wieder an dem übergeordneten Ziel, Kontrolle über die Bewegung des Marktes zu erlangen.
Leider hat dieses Vorgehen meistens verheerende Folgen für die eigene Tradingperformance. Sehen wir uns dazu eine Verlustsituation etwas genauer an. Wir ziehen einen Vergleich zwischen möglichen Verlusten und den benötigten Gewinnen, um nur die Ausgangssituation wieder zu erreichen. Bei dieser Betrachtung ist das theoretische Konto auf das am Anfang vorhandene Kapital begrenzt. Es wird also von außen kein Kapital nachgeschossen. Bild eins zeigt die Situation anschaulich. Wenn der Trader nun mit einem solchen Konto einen Verlust in Höhe von zehn Prozent erwirtschaftet, dann benötigt er 11,1 Prozent, um den ursprünglichen Betrag wieder zu erreichen. Bei diesen Zahlen gibt es noch keine großen Unterschiede. Es muss etwas mehr Gewinn gemacht werden, als Verlust aufgetreten ist. Das ist bei normalem Handel und einer disziplinierten Vorgehensweise in der Regel möglich.
Beträgt der Verlust hingegen 25 Prozent, dann sind schon 33,3 Prozent nötig, um den ursprünglichen Betrag wieder zu erreichen. Hier ist die Kluft schon wesentlich größer. Um an diesem Punkt wieder auf das Ausgangskapital zu gelangen, muss schon ein Drittel des vorhandenen Kapitals gewonnen werden. Dazu muss der Trader sehr viel disziplinierter vorgehen, als das die Mehrzahl der Händler am Anfang ihrer Karriere können. Aber gehen wir ein paar Schritte weiter.
Wenn 30 Prozent des Kapitals verloren werden, dann benötigt der Trader einen Gewinn in Höhe von 42,9 Prozent, nur um den Ausgangszustand wiederherzustellen. Bei 40 Prozent sind es schon 66,7 Prozent, die Sie wieder hereinholen müssen. Hier machen die nötigen Gewinne schon mehr als die Hälfte des vorhandenen Kapitals aus. Und wenn Sie 50 Prozent ihres Ausgangskapitals verlieren, dann sind Sie bei 100 Prozent erforderlichem Gewinn angelangt. An dieser Stelle müssen Sie also Ihr noch vorhandenes Kapital verdoppeln, um nur den Ausgangszustand wiederherzustellen. Gerade am Anfang einer Tradingkarriere stellt das ein unüberwindbares Hindernis dar. Da der Trader immer noch damit beschäftigt ist, sehr viele Dinge zu lernen und sich mit unbekannten Dingen auseinanderzusetzen, wird in dem komplexen Tradinggeschäft eine Verdoppelung des vorhandenen Kapitals in den meisten Fällen unmöglich sein. Wer das selbst einmal nachrechnen möchte, kann das mit folgender Formel tun:
Zu erzielender Gewinn = (1/(1-V))-1
Das Ziel eines jeden Traders muss es also sein, besonders am Anfang der Karriere, das vorhandene Kapital so gut es eben geht zu schützen. Es muss demnach die Maxime gelten, keinen Verlust zu machen. Da das beim Trading unmöglich ist, muss der Verlust so klein wie möglich gehalten werden. Das Ziel sollte es sein, nicht die Gewinne zu maximieren, sondern vielmehr die Verluste zu minimieren. Wenn der Verlust klein gehalten werden kann, dann werden sich Gewinne automatisch einstellen. Folgendes gilt demnach:
1. Definieren Sie das maximale Risiko für Ihr Konto. Legen Sie dabei die Höhe des maximalen Verlustes fest.
Stellen wir an dieser Stelle einen kleinen Ausflug in die Welt der Glücksspiele an. Wenn ein Spieler in einer Verlustserie die Strategie anwendet, bei jedem auftretenden Verlust seinen Einsatz zu verdoppeln, dann folgt er einer so genannten Martingale Strategie. Bei dieser Vorgehensweise werden in einer Verlustserie die Einsätze bei jedem erneuten Spiel verdoppelt, so dass bei dem ersten auftretenden Gewinn alle vorherigen Verlustpositionen ausgeglichen sind und der Spieler eine Einheit dazugewonnen hat. In der Theorie ist diese Strategie sehr gut durchführbar, in der Realität jedoch aufgrund äußerer Umstände nicht. Sie führt immer zum Verlust. Dafür gibt es zwei Gründe. Der Spieler müsste beispielsweise in der Lage sein, auch bei einer länger andauernden Verlustserie seine Einsätze jedesmal verdoppeln zu können. Wenn Sie das in der Theorie einmal durchspielen, dann ergibt sich schnell eine Analogie zu der alten Sage mit dem Reiskorn auf dem Schachbrett. Das einzusetzende Spielkapital wird nach wenigen Verlusten so hoch, dass es realistisch vom Spieler nicht mehr gesetzt werden kann. In der Mehrzahl der Fälle wird das Konto des Spielers zu klein sein, um die hohen Summen noch aufzubringen. Außerdem gibt es an den Spieltischen Limits, die nicht überschritten werden dürfen. Damit kann die Strategie aufgrund des Limits nicht durchgehalten werden.
Dieses Beispiel zeigt, dass zu große Verluste einen hohen Aufwand benötigen, um wieder ausgeglichen zu werden. Ein Trader am Anfang seiner Karriere ist dazu in der Regel nicht im Stande. Die Hinderungsgründe liegen nämlich nicht in der Technik oder dem Wissen, das der Trader mitbringt, sondern vielmehr in den Emotionen, mit denen er während der Rückgewinnung des verlorenen Kapitals konfrontiert wird und natürlich in der Endlichkeit seines Handelskontos.
Erfolgreiche Trader lernen demnach, dynamisch größer werdende Positionen in einem Gewinnumfeld aufzubauen (dynamisch positiv pyramidisierend). In einem Verlustumfeld hingegen minimieren Sie die Verluste, indem sie solche Positionen schnellstmöglich schließen. Dabei muss die Trefferwahrscheinlichkeit des von Ihnen verwendeten Handelssystems nicht einmal besonders gut sein. Sie kann sogar unter 50 Prozent liegen. Da die wenigen Gewinne in einem solchen Fall durch recht große Positionen erwirtschaftet werden, kann es durchaus sein, dass in der Summe der Einzeltrades mehr Verluste als Gewinne auftreten, das System aber dennoch positiv arbeitet. Durch eigene Fehler oder mithilfe eines Trainers kommt der Trader irgendwann an den Punkt, an dem er die Grundzüge des Tradens begriffen hat, und es stellt sich der erste Erfolg ein. Durch kleinere oder anhaltende Erfolge bestärkt, beginnt er jedoch in seiner weiteren Entwicklung in Routine zu verfallen und macht wieder fast unvermeidliche Fehler. Die bleiben zunächst jedoch unerkannt. Erfolge, auch wenn sie noch so gering sind, lassen den Trader in dieser Phase glauben, er hätte den Markt durchschaut. Da die Trefferwahrscheinlichkeit des vom Trader genutzten Systems recht gut sein kann, der Trader die Fehler seines Handelns jedoch nicht mehr erkennt, läuft er Gefahr, gesetzte Risikoregeln nicht mehr zu beachten. So ist es leicht möglich, eine zu große Position im Konto aufzubauen, wenn beispielsweise über mehrere Tage hinweg hinzugekauft wird.
Betrachten wir den Fall einer für den Trader im Gewinn befindlichen Position, die seinen Erwartungen entspricht. Die Position ist im Plus und der Trader beginnt bei weiterer, positiver Entwicklung der Aktie mit einer Pyramidisierung. Er vergrößert seine Position.
Und dann passiert das Unvermeidliche. Die Aktie wird aus einem nicht sofort erkennbaren Grund vom Handel ausgeschlossen. Der Trader hat keine Möglichkeit, seine offene Position zu verringern. Er kann nur abwarten. Und tatsächlich, einige Tage später wird die Aktie wieder zum Handel zugelassen, beginnt jedoch den aktiven Handel sechzig Prozent tiefer als ihre letzte Notierung. Selbst wenn der Trader sofort verkauft, hat er bei dieser Transaktion einen hohen Verlust erwirtschaftet. Dabei muss sein System nicht einmal schlecht gewesen sein. Er hat einen anderen Fehler begangen. Der Fehler lag in der Erhöhung der Position über eventuell gesetzte Limits hinaus. Besonders aber über den Risiko NTZ (NTZ = No Trade Zone)-Punkt hinaus. Gleichzeitig hat der Trader für sein Konto keine Worst Case Szenarien durchgespielt. Der NTZ ist von den verschiedenen Szenarien abhängig, die ein Trader handeln kann. Er ist auch abhängig von der Höhe des Kontos und des Risikos, das ein Trader eingehen kann. Im Allgemeinen sollte er nicht höher sein als 30 Prozent. Denn wie aus obiger Formel hervorgeht, sind dann immerhin schon 43 Prozent zu erwirtschaften, um den erlittenen Verlust wieder auszugleichen. Das bringt uns zu weiteren Regeln:
2. Erhöhen Sie nie eine schon in der Verlustzone befindliche Position.
Und noch eines ist klargeworden. Durch die Akkumulation von Kapital auf der einen Aktie wurde zu viel Kapital auf einer Position vereinigt. Die Größe dieser Trading Position im Verhältnis zum gesamten Konto gerät dadurch aus der Balance. Die dritte Regel lautet deshalb
3. Konzentrieren Sie nie zu viel Kapital auf einer Position. Setzen Sie vor Tradingbeginn einen maximalen prozentualen Anteil, den eine Position im Verhältnis zu Ihrem Gesamtkonto einnehmen darf.
Es ist komplexes Wissen notwendig, um sowohl auf der positiven Seite des Marktes als auch auf der negativen Seite gleichermaßen gut traden zu können, die Technische als auch die Fundamentale Analyse zu verstehen und anwenden zu können. Am Anfang steht das Problem, sich das Wissen anzueignen. In der Regel beginnt das mit Büchern. Ein oder zwei grundlegende Bücher über das Trading sollen dem Trader das Grundwissen vermitteln. In vielen Fällen werden auch mit Gleichgesinnten Gespräche geführt. Da jedoch die Versuchung sehr groß ist, so schnell wie möglich mit dem Eigenhandel zu beginnen, wird in der Entwicklung häufig zu früh ein Tradingkonto eröffnet und der aktive Handel begonnen. Dass die Erfolgsaussichten dabei nicht sehr hoch sein können, wird schnell klar, wenn man bedenkt, dass ein solcher Händler gegen professionelle Trader antritt, die schon seit etlichen Jahren dabei sind. Sie haben ihm gegenüber einen hohen Wissensvorsprung und sind in der Mehrzahl der Fälle auch mit einer besseren Technik ausgestattet. Ihre Erfahrung erlaubt es ihnen, Positionen klüger einzugehen als der am Beginn seiner Tradingkarriere stehende Trader. Trotz all dieser Widrigkeiten beginnen viele Trader ohne wirklich fundiertes Wissen mit ihrem Eigenhandel. Mit ein wenig gesundem Menschenverstand ist eine solche Vorgehensweise kaum denkbar. Vergleichen wir das mal mit jemandem, der das Fliegen erlernen möchte. Betrachten wir dazu folgende Strategie. Unser angehender Pilot kauft sich ein Buch über das Fliegen. Er liest dieses Buch aufmerksam durch, macht sich Notizen , liest schwierige Passagen mehrmals und hat am Ende den Inhalt sehr gut verstanden. Die Theorie des Fliegens hat er damit begriffen. Der nächste Schritt in seiner Entwicklung zum Piloten ist der Kauf eines Simulationsprogrammes. Dieses Programm installiert er auf seinem Computer und beginnt damit zu trainieren. Er startet ein Flugzeug, fliegt ein Flugzeug, und landet ein Flugzeug wieder. Und das macht er so lange, bis er das am Computer hervorragend beherrscht. Nach einer längeren Trainingsphase stellt die Computersimulation kein größeres Hindernis mehr dar und unser Pilot ist weit gekommen. Und da er mit dem Programm auch nichts Neues mehr lernen kann und die grundlegenden Dinge des Fliegens von ihm beherrscht werden, entscheidet er sich zu dem nächsten Schritt. Er geht zu einem Flugplatz und chartert ein Flugzeug in der Realität, ohne dabei jedoch einen Lehrer mitzunehmen. Sein erster Flug in einem echten Flugzeug wird also ohne Lehrer neben ihm auf dem Sitz stattfinden. An dieser Stelle verlassen wir diese Analogie. Denn hier ist es nicht mehr nachvollziehbar. Jeder Leser wird zustimmen, dass eine solche Vorgehensweise unrealistisch ist, will der Pilot sein Leben nicht gefährden. Bei einer Trading-Karriere spielt es sich häufig so oder ähnlich ab. Zunächst werden einige Bücher gelesen, dann werden einige Gespräche geführt und es wird der theoretische Hintergrund aufgebaut. Jedoch nur in Grundzügen und äußerst selten intensiv genug, um am Ende wirklich erfolgreich traden zu können. Danach folgt die Simulationsphase. Der Trader übt auf dem Papier. Diese Papertrading Phase dauert so lange, bis es auf dem Papier erfolgreich funktioniert. Leider werden schon allein in dieser Simulationsphase häufig Fehler begangen, Positionen werden zu groß gewählt, Gewinne werden gerechnet, die in der Realität gar nicht aufgetreten wären, Stopps werden zu eng gesetzt, Volatilitäten nicht beachtet und noch einige andere Dinge. Bei der Entwicklung eigener Strategien werden diese Phasen für die Vergangenheit optimiert. Leider funktionieren sie dann in den seltensten Fällen in der Zukunft. Nach der (theoretisch erfolgreichen) Papertrading-Phase beginnt der Trader auch schon mit dem realen Eigenhandel und zwar ohne Lehrer. Kein Tradingcoach steht ihm zur Seite.
Denn ein Lehrer würde ja Geld kosten. Und dieses Kapital ist im Markt besser angelegt. Viele Trader sind zu Beginn ihrer Karriere nicht bereit für eine hochwertige Ausbildung Kosten einzuplanen. Stattdessen beginnen sie mit dem Trading und verlieren enorme Summen an den Markt, Gelder, die sie nicht hätten verlieren müssen, wenn ein Tradingcoach sie konstruktiv begleitet hätte. Natürlich ist es nicht immer einfach, einen guten Lehrer zu finden, aber man sollte sich zumindest auf die Suche nach einem begeben. Was die vierte Regel formuliert:
4. Investieren Sie in Ihre Ausbildung.
Der größte Fehler wird häufig bei der eigenen Disziplin gemacht. Da der Trader sich am Anfang mit vielen neuen Dingen beschäftigen muss, wie zum Beispiel der Software, der Technischen oder auch Fundamentalen Analyse, dem Lesen von Nachrichten und anderen Dingen, gerät die eigene Disziplin in den Hintergrund.
Hier muss aber unbedingt angesetzt werden. Für einen Händler zu Beginn seiner Karriere ist es unabdingbar, sich ein Bild der eigenen Tradingergebnisse zu verschaffen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Zunächst muss aber der Trader es unbedingt wollen und diszipliniert damit beginnen. Das dafür geeignetste Hilfsmittel ist ein Trading Journal. Dieses Trading Journal kann einfach sein und lediglich die Rohdaten eines einzelnen Trades aufnehmen. Es kann aber auch sehr viel komplexer werden.
Für das spätere Training und die Analyse der eigenen Ergebnisse sollten folgende Daten eines Trades auf jeden Fall notiert werden.
1. Laufende Nummer
2. Wertpapier (Kennnummer, Symbol, etc.)
3. Kaufdatum (eventuell mit Uhrzeit bei sehr kurzfristigem Handel)
4. Kaufkurs
5. Verkaufsdatum
6. Verkaufskurs
7. Provision
8. Gewinn/Verlust
9. Bemerkung (Warum, Gefühl und andere persönliche Daten)
Aus diesen Rohdaten lassen sich sofort oder später eine Reihe statistischer Werte ermitteln. Verlust- und Gewinnverhältnisse, Trefferquoten und andere Daten helfen auf jeden Fall den Trader zu verbessern.
Einfache Möglichkeiten bestehen manchmal über die verwendeten Datenfeeder, wie Bild 2 zeigt. Hier wird ein eSignal Portfolio dargestellt, in dem sich vier Positionen befinden. Grundsätzlich sind alle Daten vorhanden, das Exitfeld ganz am Ende ist noch frei, was bedeutet, dass alle Positionen noch offen sind. Ein solches Simulationsportfolio lässt sich abspeichern und später für die Analyse wieder verwenden. Bei der Abspeicherung lohnt es sich, das jeweilige Datum mitzuspeichern. In der Praxis hat es sich durchgesetzt, das Datum ohne Satzzeichen in den Namen zu übernehmen. Aus 14.08.2007 wird dann einfach 140807 sowie der Name des jeweiligen Portfolios.
Diese einfachen Journale geben aber nur einen grundlegenden Überblick über die eigene Tradinghistorie, für weitergehende Zwecke haben sich durchaus umfangreichere Systeme etabliert. Unter www.ckeppler.de findet sich das Programmpaket „Riskpoint“, das in der Lage ist, umfangreiche Analysen des Traders darzustellen. Wie alle Datenbanken, bedarf es hier aber der gewissenhaften Sorgfalt des Traders, damit das Programm die gewünschten Ergebnisse bringen kann. Der Trader muss dafür sehr viel mehr eingeben, als es die Grunddaten erfordern. Beispielsweise fragt das Programm nach, wie er sich bei der Eröffnung der Position gefühlt hat, ob er ein sicheres oder eher unsicheres Gefühl hatte usw.
Es ist leicht ersichtlich, das das Programm seine Stärken nur dann ausspielen kann, wenn es auch vernünftig mit Daten gefüllt wird. Bild 3 zeigt einen Screenshot aus Riskpoint. Die farbigen Bereiche in den Tortendiagrammen zeigen den Anteil des Tradings für einen bestimmten Bereich. Im unteren Teil des Bildes lässt sich dann feststellen, ob sich mit diesem Anteil ein Gewinn oder ein Verlust ergeben hat. So sieht der Trader sehr schnell, mit welchen Tradingaktionen er Erfolg hat und wo er sich eher Verluste einhandelt. Aber auch ein Programm wie Riskpoint gerät an seine Leistungsgrenzen. Hier fehlen noch die wirklich wichtigen Dinge, wie zum Beispiel Money Management- Module. Wer es wirklich leistungsfähig haben will, der kommt um ein umfangreiches Softwarepaket mit professionellen Möglichkeiten nicht herum. Bild 4 zeigt einen Risiko- und Money Management-Simulator der Profiklasse. Hier ist nicht nur ein Tradingjournal integriert, sondern es gibt auch Strategy Tester, eine Kontoverwaltung, sowie Statistiken und sogar Marktstudien. Der Ausgangspunkt dieses Programmes ist das eigentliche Tradingjournal, in dem die einzelnen Trades eingegeben werden. Davon ausgehend leiten sich alle anderen Module ab. Es können je nach Szenario einzelne Strategien getestet werden, die Kontoverwaltung an das jeweilige Risiko und die Volatilitäten der untersuchten Wertpapiere angeglichen werden und ganze Märkte auf Ihre Möglichkeiten hin untersucht werden.
Die statistischen Möglichkeiten sind sehr ausgereift und geben dem Trader nicht nur einen Überblick über das bisher Geschehene, sondern sie erlauben auch simulierte Ausblicke in die Zukunft und die Verknüpfung mit allen anderen Modulen, zum Beispiel den Marktstudien.
Auf diese Weise lassen sich in den Marktstudien verschiedene Werte aus der Fundamentalanalyse oder dem Nachrichtenwesen eingeben und die daraus möglicherweise resultierenden Ergebnisse in verschiedener Ausprägung mit der Simulation verknüpfen.
Die Ergebnisse werden deshalb realistisch, weil alle Simulationen sich immer auf die tatsächlich vorhandenen Daten des Traders beziehen. Bild 5 zeigt einen Screenshot aus dem Trefferquotensimulator. Das zu untersuchende Szenario geht zurück auf die vorher eingegebenen Daten. Durch Veränderung der verschiedenen Trefferquoten lassen sich unterschiedliche Ergebnisse erzielen, die als Grundlage jedoch immer die tatsächlichen Daten des Traders verwenden.
Auch die Datenbank der Bemerkungen ist in diesem Programm sehr umfangreich. Das Programm ist dabei in der Lage, aus wiederkehrenden Bemerkungen einfache Schlussfolgerungen zu ziehen, die die nächsten Trades beeinflussen.
Insgesamt ist ein solcher Risikosimulator eine wirkliche Hilfe für jeden Trader, da die Schwachstellen des Traders sofort aufgedeckt werden. Auch ist es ihm nur noch schwer möglich, die eingegebenen Grenzen zu überschreiten. Da das Programm Risikobereiche vorgibt, fällt es einem Anwender schwer, eingegebene Grenzen nicht einzuhalten denn das Ergebnis wird auch sofort wieder vom Programm angezeigt. Derzeit befindet sich dieses umfangreiche Programm allerdings noch in der Entwicklungsphase. Mehr Informationen darüber wird es in diesem Magazin geben. Letztlich ist es egal, ob die eingesetzte Software einfach oder kompliziert ist, es ist nur wichtig, dass der jeweilige Trader in jedem Falle mitschreibt, was er während des realen Handels macht. Diese Historie erlaubt erst die korrekte Analyse seines Tuns und verbessert den zukünftigen Handel erheblich. Deshalb gilt als Regel:
5. Führen Sie ein Trading Journal.
Die hier aufgeführten Regeln führen zu einer sofortigen Verbesserung des Eigenhandels, wenn sie befolgt werden. Der Grund liegt darin, dass Sie alle sich mit dem Risiko beschäftigen. Für einen angehenden Trader gibt es nichts Wichtigeres, als das Risiko in seinem Handel zu minimieren. Schafft er es, die Verluste so gering wie möglich zu halten, so ergeben sich in den meisten Fällen langsam auch kontinuierliche Gewinne. In der täglichen Arbeit mit Tradern stelle ich immer wieder fest, dass dem Risiko am Anfang zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Der größte Fehler ist immer wieder die eingangs erwähnte Suche nach der Kontrolle. Hierbei ist die Kontrolle über den Kurs eines Wertpapiers gemeint. Egal, welche Methoden auch immer angewendet werden, die Kontrolle über den Kurs eines Wertpapiers ist niemals gegeben.
Es ist daher viel wichtiger, sich schon gleich zu Beginn nur mit dem Risiko auseinanderzusetzen. Je mehr sie über das Risiko lernen, desto eher wird es möglich sein, kontinuierlich Gewinne zu erwirtschaften.
Ãœber den Autor Detlef Wormstall:
1996 begann Detlef Wormstall mit dem US-Aktien- und Futureshandel. In der Folge spezialisierte er sich auf Risiko- und Money-Management. Er betreibt das Portal www.tradenetconsulting.com, auf dem sich seine Artikel zum Thema befinden. Zudem kann er als Individual Coach engagiert werden. Kontakt: info@tradenetconsulting.com
(c) Traders' Mag Ausgabe Oktober 2007 - Traders´ media GmbH, Barbarastraße 31 , 97074 Würzburg
Homepage: www.traders-mag.com
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