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Wieviel Money Management in der Praxis?
Traders` Mag - Indizes - 11.08.2009
[Traders` Mag] - Wichtigster Bestandteil der Performance erfolgreicher Trader oder Handelssysteme ist ein solides Money Management. Während man auf der Suche nach Handelsansätzen oder technischen Indikatoren auf ein täglich wachsendes Angebot trifft, wird man auf der Suche nach erfolgversprechenden Money Management-Ansätzen kaum fündig. Warum sollte ein erfolgreicher Trader auch das Kernstück seines Erfolgsgeheimnisses preisgeben? Trotzdem gibt es einige Grundregeln des Money Managements, denen man bei der Analyse erfolgreicher Trader immer wieder begegnet.
Die meisten Trader beschäftigen sich intensiv mit der Frage: Wann in welchem Markt eine Kauf- oder Verkaufsposition eröffnen? Aufgrund eines prognostizierten Kurspotentials – oder, viel schlimmer: einer vorgefertigten Meinung – werden dann die vermeintlichen Gewinne bereits vor Positionseröffnung mental auf dem Konto gutgeschrieben. Für Profis dagegen fängt alles mit dem Risiko an. Profis stellen sich als erste Frage: Welches Risiko bin ich bereit einzugehen? Anschließend werden die potenziellen Verluste bereits vor Eröffnung der Position kalkulatorisch vom zur Verfügung stehenden Trading Kapital abgezogen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass man beim Trading in aller Regel wenig Einfluss auf die Marktentwicklung nehmen kann. Die einzigen Variablen, auf die der Trader aktiven Einfluss ausüben kann ist die Größe seiner Position, sowie die Ein- und Ausstiege. Damit aber wird implizit das eingegangene Risiko definiert.
Kontrolle
Das Augenmerk professioneller Trader liegt somit weniger in der Entwicklung des Marktes als auf der Bewertung und Steuerung der eingegangenen Risiken.
Money Management beschreibt somit die Strategie, wie das vorhandene Spekulations- bzw. Investmentkapital eingesetzt werden soll und gibt eine Antwort auf die folgenden Fragen:
1. Wieviel Prozent des verfügbaren Kapitals soll eingesetzt werden?
2. Wieviel Prozent des verfügbaren Kapitals dürfen in einem einzelnen Trade riskiert werden? Wichtigster Bestandteil der Performance erfolgreicher Trader oder Handelssysteme ist ein solides Money Management. Während man auf der Suche nach Handelsansätzen oder technischen Indikatoren auf ein täglich wachsendes Angebot trifft, wird man auf der Suche nach erfolgversprechenden Money Management-Ansätzen kaum fündig. Warum sollte ein erfolgreicher Trader auch das Kernstück seines Erfolgsgeheimnisses preisgeben? Trotzdem gibt es einige Grundregeln des Money Managements, denen man bei der Analyse erfolgreicher Trader immer wieder begegnet.
3. Welcher Hebel (Leverage, Exposure) wird gewählt? Mit geeigneten Money Management Methoden soll das vorhandene Kapital nicht nur erhalten, sondern optimal vermehrt werden. Der Erfolg der Kapitalanlage ist im Grunde genommen eine Sache des richtigen Money Managements.
Nicht der große Kapitaleinsatz einer einzelnen Spekulation führt auf Dauer zum Erfolg, sondern die richtige Allokation des Kapitals auf die einzelnen Trades. Bei klugem Money Management wird der mögliche Verlust bei jeder einzelnen Spekulation so eingegrenzt, dass nach etwaigem Fehlgehen der Spekulation genügend Spekulationskapital verbleibt, um noch mehrere gleichwertige Versuche durchführen zu können.
Aus dieser Beschreibung ergibt sich ein enger Zusammenhang zwischen Money- und Risiko Management. Dieser Unterschied ist im Bild oben dargestellt. Es wird deutlich, dass das Ziel des Money Managements die Maximierung des Profits ist. Demgegenüber hat das Risiko Management die Minimierung der Verluste zum Ziel. Diese Optimierungsaufgabe der beiden konträren Zielsetzungen hat einen fließenden Übergangsbereich, da sich die Anwendungen des Money- und Risiko Managements gegenseitig beeinflussen.
Das Resultat einer guten Money Management-Strategie wird mit Sicherheit eine höhere Volatilität in der Gesamt Equity sein. Betrachtet man aber Performance zweidimensional als Ertrags-/ Risiko-Verhältnis, dann erhält man eine bessere Charakteristik als bei vergleichbaren Systemen ohne Money Management. Bei guten Tradern liegt der durchschnittliche Gewinn der Trades um etwa 50% über den durchschnittlichen Gewinnen vergleichbarer Ansätze ohne Money Management, der durchschnittliche Verlust um etwa 20% höher. Das Resultat ist ein um circa 25% höheres Verhältnis von Gewinnen zu Verlusten.
Trading Kapital
Die verschiedenen Money Management-Methoden, die im Folgenden beschrieben werden, beziehen sich alle auf das zur Verfügung stehende Trading Kapital – dieses soll schließlich in optimaler Weise vermehrt werden.
Unabhängig davon, wie kurz- oder langfristig der Trading Ansatz gewählt wird, sollte als Trading Kapital nur der Teil des Vermögens eingesetzt werden, der auf Sicht von mindestens fünf Jahren nicht benötigt wird und dessen totaler Verlust ohne existenzielle Risiken verkraftet werden kann.
Weiterhin stellt sich die Frage, was alles unter dem Trading Kapital subsummiert wird? Diese Frage ist vor allem im Derivatehandel mit der üblichen „Mark-to-Market"-Bewertung und dem Margin-System von großer Bedeutung und hat entscheidenden Einfluß auf die Bestimmung des Risikos und der relativen Gewinne (Returns).
Es gibt drei Arten, das Trading-Kapital zu definieren:
1. Core Equity (Kernkapital- oder Nettokapital- Methode)
Bei dieser Betrachtungsweise wird jeder neu eröffneten Position ein Betrag zugewiesen, der vom Gesamtkapital abgezogen wird. Angenommen, es steht ein Startkapital in Höhe von 100.000 Euro zur Eröffnung einer neuen Position im Bund-Future zur Verfügung. Das Money Management-System schreibt vor, dass dieser Position ein Betrag von 5.000 Euro zugewiesen werden muss. Dies bedeutet, dass anschließend für weitere neue Positionen nur noch 95.000 Euro zur Verfügung stehen. Soll beispielsweise noch eine weitere Position im Euro-Future eingegangen werden, bei der eine Money Management-Kapitalzuweisung von 3.000 Euro erfolgt, so muss dieser Betrag vom zur Verfügung stehenden Spekulationskapital von 95.000 Euro abgezogen werden. Am Ende der beiden Transaktionen steht noch ein Spekulationskapital in Höhe von 92.000 Euro zur Verfügung.
2. Total Equity (Gesamtkapital-Methode)
Bei dieser Methode wird das gesamte auf dem Spekulationskonto verfügbare Kapital zum Spekulationskapital gerechnet – einschließlich der bereits angefallenen Gewinne bzw. Verluste.
Bei einem Startkapital von 100.000 Euro und einer Bund- Future-Position die mit 2.500 Euro im Gewinn ist, beträgt das nun zur Verfügung stehende Spekulationskapital insgesamt 102.500 Euro. Notiert der Bund-Future einen Tag später genau auf dem Einstandskurs, dann beträgt das Spekulationskapital 100.000 Euro. Dies sind immerhin 5.000 Euro mehr als bei der Core Equity Method.
3. Adaptive Core Equity (Angepasste Nettokapital-Methode)
Diese Methode kombiniert die beiden bereits besprochenen Methoden. Bei jeder neuen Position erfolgt eine Money Management- Kapitalzuweisung wie bei der Core Equity Method. Anschließend wird jedoch diese Zuweisung entsprechend einem sich erhöhenden oder vermindernden Risiko angepasst.
Bei einem 100.000 Euro-Konto und einer Bund-Future Position mit einer Money Management-Kapitalzuweisung von 5.000 Euro beträgt das weiterhin zur Verfügung stehende Spekulationskapital 95.000 Euro. Bewegt sich nun der Bund-Future in Richtung der Trading Position, dann reduziert sich gleichzeitig das Risiko bezogen auf den Einstandskurs.
Wird beispielsweise auf dem Einstandskurs ein Trailing Stopp plaziert, d.h., unter Vernachlässigung des Overnight-Risikos und der Spesen kann in dieser Position kein Verlust mehr entstehen, dann erhöht sich das Spekulationskapital von 95.000 Euro auf die ursprünglichen 100.000 Euro.
Die drei beschriebenen Modelle zur Definition des Trading Kapitals verdeutlichen, dass die unterschiedlichen Ansätze auch zu einer unterschiedlichen Kalkulation der Positionsgröße führen können. Denn es ist schon ein Unterschied, wenn bei der gleichen Anzahl von Positionen das Restkapital 95.000 Euro oder aber 100.000 Euro beträgt. Werden gleichzeitig mehrere Positionen gehalten, dann vergrößert sich dieser Abstand immer weiter. Dies hat zur Folge, dass sich bei der Berechnung der für eine neue Position erforderlichen Kontraktanzahl unterschiedliche Werte ergeben.
Money Management Modelle
Die Money Management-Modelle, die in dieser Beitragsreihe vorgestellt werden, basieren hauptsächlich auf der „Total Equity Method". Abweichungen werden im Text ausdrücklich erwähnt.
Money Martingale- und Antimartingale Strategien
Diese beiden Strategien werden vor allem von professionellen Spielern an den Spieltischen in Las Vegas angewandt und beinhalten in abgewandelter Form das Grundprinzip der meisten im Trading eingesetzten Money Management-Strategien. Bei der Martingale Strategie wird nach jedem Verlusttrade der Einsatz – in diesem Falle die Kontraktanzahl – verdoppelt. Das Risiko steigt demzufolge nach jedem Verlusttrade.
Bei der Antimartingale Strategie wird die Kontraktanzahl nach jedem Gewinntrade verdoppelt. Mit steigendem Gewinn wird somit auch das Risiko erhöht. Beide Ansätze gehen von der falschen Annahme aus, dass sich die Chance für einen Gewinn nach einem Verlust (Martingale) bzw. für einen Gewinn nach einem Gewinn (Antimartingale) erhöht. Richtig ist, dass die Chancen für einen Gewinntrade bei Tradeeröffnung immer gleich groß sind und 50 Prozent betragen. Dies gilt unabhängig von der Höhe des Erwartungswertes des gewählten Ansatzes.
Auf ein Grundprinzip, das bei der Antimartingale Strategie bereits angesprochen wurde, muss nochmals ausdrücklich hingewiesen werden, da es für die Anwendung erfolgreicher Money Management-Methoden essentielle Bedeutung hat: erhöhe das Risiko nur bei Gewinn, nie bei Verlust. Dies bedeutet konkret, dass Kontrakte nur dann nachgekauft werden, wenn die bereits bestehenden Kontrakte im Gewinn sind. Das „Verbilligen" – Nachkaufen von Verlustpositionen – ist einer der größten Fehler, den man beim Trading machen kann.
Auf das Antimartingale-Grundprinzip lassen sich die Kernelemente aller erfolgreichen Money Management- Ansätze zurückführen.
Money Management-Ansätze
Die bekanntesten und wichtigsten Ansätze lassen sich in folgenden Gruppen zusammenfassen:
1. Gewinner- und Verlierer- Serien Nach einer Reihe von Gewinntrades oder Verlusttrades wird der Einsatz erhöht oder vermindert. Ebenfalls eine von den Spieltischen entlehnte Methode. In der einfachsten Form entsprechen diese Ansätze der Martingale- bzw. Antimartingale-Strategie.
2. Kontrakt pro Fixum Es wird für jeden Trade ein fixer Betrag eingesetzt.
3. Fixed Fractional Es wird ein fester Prozentsatz des zur Verfügung stehenden Kapitals investiert.
4. Fixed Ratio Es wird ein fester Prozentsatz der aufgelaufenen Gewinne reinvestiert.
5. Optimal f und Secure f Von dem Mathematiker Ralph Vince entwickelte und von RINA-Systems (eine in Trading-Kreisen bekannte Software Firma) weiterentwickelte Methode, die den Kapitaleinsatz des nächsten Trades am maximalen historischen Drawdown orientiert.
6. Crossing Equity Curve Trades werden nur dann befolgt, wenn die Equity eine ansteigende Tendenz hat. Diese ansteigende Tendenz kann mit Hilfe der Instrumente aus der technischen Analyse bestimmt werden.
7. Volatilitäts- und Risiko bezogene Methoden In Abhängigkeit der Marktvolatilität bzw. des Marktrisikos wird die Höhe des Einsatzes festgelegt.
Die Fülle der aufgelisteten Methoden zeigt, dass die Auswahl der geeigneten Money Management Methode keine einfache Aufgabe ist. Es ist notwendig, dass der Anwender die Vorund Nachteile der verschiedenen Ansätze genau kennt, um die für seine Zwecke und für seine Risikotoleranz richtigen Ansätze einsetzen zu können.
Die Beispiel aus der Praxis
Ein kleines Beispiel aus der Praxis wird die Vorteile von Money Management verdeutlichen. Betrachtet werden zwei Trader: Trader 1 wendet die „Pi-mal-Daumen"-Methode bei der Bestimmung der Kontraktanzahl an. Dies bedeutet, dass die Anzahl der zu handelnden Kontrakte pro Markt rein nach Gefühl bestimmt wird.
Trader 2 bestimmt die Kontraktanzahl so, dass er im ungünstigsten Fall 2,5 % seines Trading Kapitals verlieren kann. Diese Money Management-Strategie ist unter dem Begriff „Fixed Fractional" bekannt.
In Tabelle 1 sind die Parameter für beide Trader dargestellt. Beide halten identische Positionen in ihren Portfolios. Ebenfalls identisch sind die Stoppkurse für die Positionen. Für den DAX liegt der Stopkurs (Wert: 2.500) ca. 16,67 % unter dem Einstiegskurs bei einem Wert von 3.000 Punkten. Als Kapitaleinsatz wird die zu hinterlegende Margin eingesetzt. Hieraus ergibt sich auch der prozentuale Kapitaleinsatz.
Einziger Unterschied sind die Anzahl der Kontrakte pro Position. Hieraus lässt sich in Verbindung mit dem Stoppkurs direkt das Risiko pro Position errechnen. Bei Trader 1 sind dies für den Fall der DAX-Position 62.500 Euro oder 31.25% des gesamten Trading Kapitals. Diesen Betrag würde Trader 1 verlieren, wenn seine Position zum Stoppkurs bei 2.500 Punkten ausgestoppt würde. Insgesamt ergibt sich für Trader 1 ein Risiko von 108.75 % für den Fall, dass alle Positionen auf dem Stoppkurs ausgestoppt werden. Dies bedeutet, dass Trader 1 im ungünstigsten Fall mehr als sein gesamtes Trading Kapital verlieren kann.
Bei Trader 2 sieht die Risikoseite ganz anders aus. Hier wird die Kontraktanzahl in der Weise bestimmt, dass bei negativem Verlauf und Erreichen des Stopkurses maximal 2,5% des gesamten Trading Kapitals verloren gehen. Dies führt dazu, dass eine Position im DAX-Future nicht eingegangen werden kann. In den anderen Futuresmärkten kann jeweils nur ein Kontrakt in der jeweiligen Position gehandelt werden. Dies führt dazu, dass das gesamte Risiko lediglich 9% der Gesamt Equity beträgt.
Die verringerte Kontraktanzahl hat ebenfalls Auswirkungen auf die Höhe der zu hinterlegenden Margin. Diese beträgt bei Trader 2 lediglich 8.75% gegenüber 87.50% bei Trader 1.
In Tabelle 2 ist ein mögliches Ergebnis der Trading Positionen dargestellt. Dabei wurde angenommen, dass die Positionen im S&P, DAX und Crude Oil mit Verlust auf dem Stoppkurs ausgestoppt wurden, während die Positionen im Bund-Future und T-Bond jeweils einen Gewinn von fünf Big Points ausweisen. Das Ergebnis für Trader 1 wäre für diesen Fall mit – 18.75% deutlich negativ, während Trader 2 mit einem ausgeglichenen Ergebnis zumindest sein Kapital erhalten hat.
An diesem Beispiel wird deutlich, dass die von Trader 2 gewählte Money Management Strategie nicht besonders spektakulär ist. Aber sie vermindert deutlich die Volatilität des Trading Accounts, erzielt eine stabilere Equity und ist auf der Risikoseite um ein Vielfaches sicherer als das „Pi-Mal-Daumen"-Konzept.
Fazit
Die Beispiele haben gezeigt, dass Money Management – die Frage nach dem „wie viel?" – nicht besonders aufregend und spannend ist. Im Gegenteil – es kann sogar sein, dass aufgrund des gewählten Money Management Ansatzes vereinzelte Trades nicht durchgeführt werden können, da das Risiko zu hoch ist. Weiterhin wurde deutlich, dass bei fehlendem Money Management (Beispiel Trader 1) unter Umständen nur wenige Positionen gehalten werden können, da das Risiko der einzelnen Positionen so hoch gewählt wird, dass bereits bei wenigen Positionen die Margin Obergrenze erreicht wird. Wird das Risiko einer jeden Position jedoch als Prozentsatz des gesamten Trading Kapitals definiert, dann ist es auch möglich, mehrere Positionen in das Portfolio aufzunehmen. Dabei sollte der prozentuale Risikoanteil pro Position einen Wert von 3% nicht übersteigen. Ideal sind Werte zwischen 1% und 2%. Hierdurch wird eine breitere Diversifikation und somit ebenfalls eine weitere Risikoreduktion erzielt, ohne unbedingt auf eine gute Performance verzichten zu müssen.
(c) 2005 Traders´ media GmbH, Beethoven Center, Beethovenstr. 1a, 97080 Würzburg
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