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Wochenausblick: Frühlingsgefühle bleiben aus

Börse Frankfurt - Indizes - 26.03.2018 - Interactive Chart: XETR:DAX - INDEX:DOWI - INDEX:SPX

26. März 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die schärfere Tonart in Sachen Strafzöllen zwischen den Vereinigten Staaten und China und die damit verbundene Sorge vor einem sich weltweit ausbreitenden Handelskonflikt schickt die internationalen Aktienindizes auf Talfahrt. Auf Wochensicht büßte der DAX rund 4 Prozent ein und schloss am Freitag bei einem Stand von 11.886 Punkten. Dow Jones Industrial und S&P 500 fielen um knapp 6 Prozent. Der Nasdaq Technologieindex verlor mit über 7 Prozent gar so viel wie seit Sommer 2015 nicht mehr.

Eskalation eher nicht

"Die Unsicherheit insgesamt ist auch deshalb groß, weil Trump wohl versucht, andere Handelspartner wie die Europäische Union, Australien, Kanada, Mexiko, Korea und Brasilien mit ins Boot gegen China zu holen", meint Chris-Oliver Schickentanz, der die Kapitalmärkte weiterhin belastet sieht. Zum Äußersten wird es nach Ansicht des Commerzbank-Analysten vermutlich nicht kommen. Gegen eine Zuspitzung spreche die Tatsache, dass US-Unternehmen stark in die oft über China laufenden Wertschöpfungsketten eingebunden seien und unter einem Handelskrieg selbst auch leiden würden.

EU muss sich bewegen

Robert Halver von der Baader Bank sieht insgesamt gute Chancen, dass sich die handelspolitischen Befürchtungen deutlich zurückbilden und ein gefährliches Damokles-Schwert insbesondere für deutsche Exportwerte verschwindet. "Die Lösung scheint darin zu bestehen, dass China seine sicher verbesserungswürdigen Handelspraktiken überdenkt und die US-Regierung im Handelsstreit gesichtswahrend zurückrudert." Die Europäische Union könne im Gegenzug - wie von Trump gefordert - Steuern auf importierte US-Waren auf die Niveaus für EU-Importe in die USA. "Sich von den USA gegen China ausspielen lassen, darf die EU aber nicht." Wer einmal weiche, werde es immer tun.

Steigende Zinsen spielen mit

Die von Anlegern erwarteten vier US-Zinserhöhungen im laufenden Jahr scheinen erst einmal vom Tisch. Die Federal Reserve plant für 2018 nach wie vor drei Zinsschritte, 2019 soll es dann ebenfalls drei statt wie bislang prognostiziert zwei Anstiege geben. Für Halver sind die vorgezeichneten Zinsverschärfungen keineswegs in Stein gemeißelt. "Denn Powell beschrieb das sogenannte "Dot Plot" - die Zinsprojektionen der Fed - als hochgradig unsicher." Auch in der Vergangenheit klafften zwischen Zinserhöhungsvorhaben und Handeln große Unterschiede, wie der Analyst anmerkt. "Insofern kann man die Zinsplanung als Worst-Case-Szenario mit positivem Überraschungseffekt einschätzen."

Zu spannenden Sachverhalten, etwa wie die Notenbank mit dem Risiko Handelskrieg umgeht und welche Auswirkungen die expansivere Fiskalpolitik auf die Prognosen hat, hielten sich die Notenbanker Patrick Franke zufolge komplett bedeckt. Als gewagt beschreibt der Helaba-Analyst die These der Federal Reserve, dass die Phillips-Kurve - sprich der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit sowie der Lohn- und Preissteigerung - klinisch tot ist. Im Mittel sähen die US-Zentralbanker auf absehbare Zeit überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum und mit 3,6 Prozent eine Arbeitslosenquote spürbar unterhalb der Vollbeschäftigungsrate. "Dies soll aber ohne jede Wirkung auf die Inflation bleiben, die bei rund 2 Prozent verharrt."

Kurzfristige Erholung möglich

Aus technischer Perspektive gilt der DAX nach Ansicht von Karen Szola mit dem bereits Anfang Februar erfolgten Rutsch unter die wichtige 200-Tage-Linie als deutlich angeschlagen. "Es verhärtet sich der Verdacht, dass es sich beim Allzeithoch vom Januar um ein Fehlsignal handelte", meint die technische Analystin von Euro am Sonntag und Börse Online. Schwer laste zudem das in den Medien vielzitierte "Todeskreuz" - der fallende Gleitende Durchschnitt der letzten 50 Tage schneide die ebenfalls fallende 200-Tage-Linien von oben nach unten. "Aus dieser Konstellation sollten sich neue zyklische Tiefs unterhalb von 11.830 Zählern ergeben."

Als nächste Anlaufstelle nennt Szola die Unterstützung bei 11.725 Punkten, auf der sich der DAX stabilisieren könne. "Auf diesem Kurslevel wären 38,2 Prozent der zwischen Februar 2016 bis Januar 2018 erfolgten Aufwärtsbewegung eingebüßt." Darunter befinde sich die eine ausgeprägte Unterstützung um 11.600 bzw. 11.400 Zähler, die sich aus dem Jahr 2015 herleite. Als wichtigstes Indiz der rund neunjährigen DAX-Hausse gelte der weiterhin intakte Aufwärtstrend, der derzeit um 11.400 Punkte verlaufe. "Aufgrund der demnächst wieder überverkauften Indikatoren ist eine zumindest technisch bedingte Erholungsbewegung kurzfristig möglich."

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Dienstag, 27. März

11.00 Uhr. Euroraum: Economic Sentiment, März. Die Konjunktur in der Eurozone läuft gut. Nun stellt sich laut DekaBank die Frage, ob sich die solide Wachstumsdynamik den überschäumenden Stimmungsindikatoren anpasst oder eine Übertreibung langsam abflacht. Hinzu gesellten sich in diesem Monat negative Einflüsse der von den USA ergriffenen protektionistischen Maßnahmen. Für das Economic Sentiment der EU-Kommission erwarten die Analysten der Bank folglich eine Eintrübung. Dennoch bleibe die Stimmung auf einem hohen Niveau und liefere damit weiterhin klare Wachstumssignale.

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise, März. Die Preise für Konsumgüter dürften hierzulande nach Ansicht der DekaBank stark durch das in diesem Jahr frühe Osterfest geprägt sein. Pauschalreisen und andere saisonabhängige Dienstleistungen seien vermutlich früher angehoben worden als im vergangenen Jahr. Das habe die Teuerung im Jahresvergleich vorübergehend ungewöhnlich stark getrieben. Gleichzeitig rechnen die DekaBank-Analysten mit einer temporär nachlassenden Teuerung im Bereich Bekleidung. Aufgrund der sehr kalten Temperaturen sei die Frühjahrskollektion vermutlich später als üblich in die Geschäfte gekommen. Die damit verbundenen Preiserhöhungen verschöben sich in den April. Da der erste Effekt überwiege, rechnen die Analysten mit einer Steigerung der Jahresrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) auf 1,6 Prozent.

Von: Iris Merker
26. März 2018, © Deutsche Börse AG

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