Research I Indizes

weitere Kolumnen & Analysen

Anzeigen

pixabay - Creative Commons CC0

Hüfners Wochenkommentar: Der Big Bang der amerikanischen Steuerreform

Börse Frankfurt - Indizes - Marktkommentare - 25.01.2018

25. Januar 2018. MÜNCHEN (Assenagon). Vor einem Jahr sprachen alle über "Reflation Trades". Man nahm an, dass der neue amerikanische Präsident eine expansive Wirtschaftspolitik betreiben würde. Dies sollte zu mehr Wachstum und Inflation führen. Anleger sollten von höheren Gewinnen profitieren, sich aber gegen Geldentwertung schützen. Heute wissen wir, dass sich die Hoffnungen nicht oder jedenfalls nur zum Teil erfüllt haben.

Was damals nicht geschah, könnte jetzt mit einem Jahr Verspätung kommen. Und zwar als Folge der Steuerreform, die kurz vor Jahresschluss in einem Hauruckverfahren vom Kongress verabschiedet wurde. Ihre Wirkungen werden bisher unterschätzt. Zum Teil, weil viele gegenüber allem, was Präsident Trump macht, zunächst einmal skeptisch sind. Zum Teil aber auch, weil sie zu sehr auf die Verluste schauen, die vor allem Banken mit Verlustvorträgen durch die Steuerreform erleiden. Tatsächlich ist die Steuerreform in den USA ein Jahrhundertwerk, das die wirtschaftliche Entwicklung in den USA und in der Welt über Jahre beeinflussen wird (mehr als vieles Gerede über "America First"). Sie ist die größte Steuerreform der USA seit Ronald Reagan vor 30 Jahren. Sie wird sich ähnlich positiv auswirken.

Kernstück ist die Senkung der Unternehmenssteuern von 35 Prozent auf 21 Prozent. Daneben gibt es einen Anreiz zur Rückführung von Auslandsguthaben in die USA. Sie werden künftig nur noch mit 15,5 Prozent beziehungsweise 8 Prozent besteuert. Ferner werden die Einkommensteuersätze zurückgenommen (allerdings nicht so spektakulär). Die Gesamtentlastung der Steuerzahler beläuft sich über zehn Jahre gerechnet auf schätzungsweise 1.500 Milliarden US-Dollar Für ein Jahr sind das im Schnitt 150 Milliarden US-Dollar (= 0,8 Prozent des GDP). 2018 wird der Effekt noch nicht so groß sein, in den kommenden Jahren, wenn sich das System eingespielt hat, dafür aber umso größer.

Die wichtigsten Wirkungen sind: Das gesamtwirtschaftliche Wachstum in den USA wird sich um 0,4 Prozent - 0,5 Prozent p. a. erhöhen. In diesem Jahr kämen die USA dann auf ein Plus von 2,7 Prozent, im nächsten auf 2,8 Prozent (siehe Grafik). Das ist nicht so viel wie manche Trump-Anhänger glauben, aber ordentlich. In jedem Fall werden die USA Europa in puncto Wachstum wieder in den Schatten stellen.

US-Wachstum mit und ohne Steuerreform



Quelle: IMF, eigene Schätzung

Die Gewinne der Unternehmen werden sich erhöhen. Dadurch verbessern sich die Bewertungen am Aktienmarkt. Die Erträge der Firmen steigen so stark, dass einige auch ihre Mitarbeiter daran partizipieren lassen. Der Einzelhändler Walmart beispielsweise will den Mindestlohn für Berufsanfänger von 9 US-Dollar auf 11 US-Dollar erhöhen und gleichzeitig an alle einen Bonus von 1.000 US-Dollar ausschütten. Fiat Chrysler will seinen Angestellten einen Bonus von rund 2.000 US-Dollar geben. Das ist ein ungewöhnliches Verhalten, vor allem amerikanischen Firmen hätte ich das nicht zugetraut. Es bedeutet, dass die Löhne und Gehälter durch die Verringerung der Unternehmenssteuern steigen und vermutlich neue Jobs geschaffen werden. Dadurch könnte auch der private Verbrauch profitieren.

Die Investitionen in den USA werden steigen, wenn Geld aus dem Ausland wieder nach Amerika zurückfließt. Es mangelt den Unternehmen derzeit zwar nicht an finanziellen Mitteln. Aber wenn mehr Geld da ist, wird vielleicht das eine oder andere Projekt zusätzlich realisiert. Apple hat schon angekündigt, dass es über 200 Millarden Euro zurückholen und in den USA investieren wird. Auch ausländische Unternehmen werden sich stärker in den USA engagieren.

Das alles passiert in einer Wirtschaft, die weitgehend vollbeschäftigt ist. Die Inflation wird daher zunehmen. Das wird bei den auch in den USA relativ starren Löhnen nicht zu schlimm sein. Die Preissteigerungsrate könnte aber doch auf 2,5 Prozent und mehr hoch gehen.

Die Federal Reserve wird unter diesen Umständen die Leitzinsen in diesem und dem kommenden Jahr stärker erhöhen als bisher vorgesehen. In jedem Fall wird die Normalisierung der Geldpolitik schneller voranschreiten. Der Vorsprung der USA gegenüber Europa und Japan wird auch auf diesem Gebiet noch größer.

Wenn der Standort USA attraktiver wird, müsste sich das auch auf die Devisenmärkte auswirken. Der Dollar müsste sich aufwerten. Bei der Reaganschen Steuerreform stieg die amerikanische Währung gegenüber der damaligen D-Mark um über 50 Prozent. Bisher ist von so etwas allerdings - noch? - nichts zu sehen.

Schließlich wird die amerikanische Steuerreform den internationalen Steuerwettbewerb anheizen. Andere Länder sind gezwungen, ihre Abgaben ebenfalls zu senken. Sie müssten sonst Abwanderungen in die USA befürchten. Ich habe mich gewundert, dass das Thema in den Gesprächen zur Bildung einer neuen Regierung in Deutschland bisher nicht aufgegriffen wurde.

Der Wertmutstropfen bei all dem: Die Staatsverschuldung in den USA wird zunehmen. Es wurde im letzten Jahr zwar viel darüber gesprochen, dass sich die Steuerreform durch zusätzliche Einnahmen aus dem höheren Wachstum selbst finanzieren könnte. So etwas hat in der Vergangenheit aber noch nie funktioniert. Die Reagansche Steuerreform Anfang der 80er Jahre hat die Staatsverschuldung so stark aufgebläht wie nie zuvor. Negativ ist auch, dass es zu steuerlich induzierten Kapitalbewegungen vor allem aus Emerging Markets kommen kann.

Für den Anleger

Die US-Steuerreform ist ein Big Bang für den Aktienmarkt - zuerst in den USA, dann aber auch in anderen Ländern. Nutzen Sie das. Seien Sie aber vorsichtig, dass Ihnen Kursgewinne nicht - wie im letzten Jahr - durch Wechselkursverluste aufgefressen werden. Der Rentenmarkt wird negativ auf die Steuerreform reagieren.

25. Januar 2018, © Assenagon

Dr. Martin W. Hüfner ist Chief Economist bei Assenagon. Viele Jahre war er Chefvolkswirt der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG und Senior Economist der Deutschen Bank AG. Er leitete fünf Jahre den renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der Chefvolkswirte der Europäischen Bankenvereinigung in Brüssel. Zudem war er über zehn Jahre stellvertretender Vorsitzender beziehungsweise Vorsitzender des Wirtschafts- und Währungsausschusses des Bundesverbandes Deutscher Banken und Mitglied des Schattenrates der Europäischen Zentralbank, den das Handelsblatt und das Wallstreet Journal Europe organisieren. Dr. Martin W. Hüfner ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem "Europa – Die Macht von Morgen" (2006), "Comeback für Deutschland" (2007), "Achtung: Geld in Gefahr" (2008) und "Rettet den Euro!" (2011).

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

Marktticker

Quotes by TradingView

Research

weitere Kolumnen & Analysen

Anzeigen

Charttechnischer Ausblick - DAX-Future (Kontrakt 06-18) - 14. KW 2018

LYNX Broker - Indizes - Analysen - 03.04.2018
Der DAX-Future (FDAX) konnte in der letzten Handelswoche die aktuellen Jahrestiefs nur für kurze Zeit geringfügig ausbauen und tendierte danach, wie angenommen, in Richtung 12.000 und folgend knapp über den Widerstand von 12.100 Punkten. ... mehr

ETFs: Suche nach Alternativen

Börse Frankfurt - Indizes - 03.04.2018
3. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Start in den April ist an der Börse gründlich misslungen: Vor Ostern war es noch nach oben gegangen, so kletterte der DAX am Gründonnerstag auf 12.096,73 Punkte. Am heutigen Dienstag sieht es vor dem Hintergrund schwacher US-Börsen aber tiefrot aus, am Mittag notiert der DAX bei nur 11.962 Zählern. Der sich verschärfende Handelsstreit zwischen den USA und China belastet: ... mehr

Euwax Trends: Nervosität nach Ostern: Verkaufsdruck bei Chip-Werten - Handelsstreit belastet den Aktienmarkt

Börse Stuttgart - Marktberichte - 03.04.2018
Die Kurse am deutschen Aktienmarkt rutschen nach Ostern erneut ab. So notiert der DAX aktuell bei 12.022 Punkten mit 0,6 Prozent im Minus. Das vorläufige Tagestief wurde am Vormittag bei 11.913 Zählern festgestellt. Nun ist also erneut die Marke von 12.000 Punkten, die der Leitindex erst am vergangenen Donnerstag zurückerobert hatte, zeitweise nach unten durchbrochen worden. ... mehr

Charttechnischer Ausblick - S&P-Future (Kontrakt 06-18) - 14. KW 2018

LYNX Broker - Indizes - Analysen - 03.04.2018
Der S&P-Future zeigte in der vergangenen Handelswoche eine eher seitwärts tendierende Bewegung, mit der Marke von rund 2.660,00 Punkten als obere und dem Unterstützungsbereich 2.590,00 als untere Grenze. Geplante Verkäufe an Widerständen hielten somit recht gute Trade-Szenarien bereit. ... mehr

Charttechnischer Ausblick - Bund-Future (Kontrakt 06-18) - 14. KW 2018

LYNX Broker - Bonds - Analysen - 03.04.2018
Ohne nennenswerte Anzeichen schob sich der Bund-Future in den vergangenen Handelstagen weiter nach oben und erreichte am Mittwoch das Wochenziel von knapp 159,75. Widerstände in den aktuellen Kursbereichen stellten nur geringfügige Hindernisse dar und konnten teilweise sauber durchstoßen werden. ... mehr

Charttechnischer Ausblick - EUR/USD - 14. KW 2018

LYNX Broker - Forex - Analysen - 03.04.2018
Mit merklichem Momentum konnte sich der EUR/USD in der vergangenen Handelswoche über die Hochs der vorletzten Handelswoche schieben, was zu interessanten Kaufchancen führte. Mit dem Erreichen des Hochs von 1,2475 war der Aufwärtsmove jedoch wieder vorbei und der Wert fiel in die Schiebezone zwischen 1,2400 und 1,2250 zurück. ... mehr

Tagesausblick Aktien: DAX wieder unter Druck

Helaba Floor Research - Indizes - 03.04.2018
Aktienmarkt Am Donnerstag ging der DAX bei 12.096,72 Zählern aus dem Handel. Dies entsprach einem Plus in Höhe von 1,3 Prozent. Anleger nutzen das zuvor reduzierte Kursniveau zum Einstieg, wenngleich auch das Quartalsende (Stichwort: “window dressing“) eine wesentliche Rolle gespielt haben dürfte. ... mehr

Henkel – den DAX langfristig geschlagen

LYNX Broker - Indizes - Aktien - 03.04.2018
Fundamentalbetrachtung der Henkel AG Die Die Henkel AG & Co. KGaA verfügt den eigenen Angaben zufolge weltweit über ein diversifiziertes Portfolio mit starken Marken, Innovationen und Technologien in seinen drei Unternehmensbereichen. Im stärksten Konzernsegment Adhesive Technologies – dem Klebstoffbereich – mit einem Umsatzanteil von 47 Prozent gilt Henkel als globaler Marktführer. ... mehr

Bund Future - Erwartete Trading Range: 158.57-160.07

Helaba Floor Research - Bonds - 03.04.2018
An den internationalen Finanzmärkten kehrte vorösterliche Ruhe ein. Nach einem von großer Verunsicherung und Nervosität geprägten Handelsverlauf standen im Handelsstreit der USA mit China die Zeichen auf Entspannung. Während der Ausverkauf an den Aktienbörsen zum Stillstand kam, legten auch festverzinsliche Papiere eine Verschnaufpause ein. ... mehr

Tagesausblick Renten/Devisen: Stimmungsindikatoren im Fokus

Helaba Floor Research - Forex - 03.04.2018
statistDie verkürzte Handelswoche startet mit den Einkaufsmanagerindizes des Verarbeitenden Gewerbes in der Eurozone. Vorabschätzungen in Deutschland und Frankreich lassen auf nachlassende Stimmungsumfragen schließen. Auch der schwelende Handelskonflikt mit den USA könnte negativen Einfluss auf die Stimmung der Einkaufsmanager ausüben. ... mehr

Ripple (XRP): Bärische Ostern belasten den Kurs

DailyFX - Marktberichte - Kryptowährungen - 03.04.2018
Der bankennahe Token ist nicht gut auf Ostern zu sprechen. Über die Feiertage hatte der Kurs zeitweise rund 14 Prozent ausgehend von Freitag nachgegeben. Darüber hinaus steht die 0,50-US-Dollar-Marke aktuell unter Beschuss. Die Osterfeiertage konnten den Ripple-Kurs nicht beflügeln. ... mehr

DAX: Unsicherheiten bleiben bestehen

IG Markets Research - Marktberichte - 03.04.2018
03.04.2018 – 07:15 Uhr (Werbemitteilung): US-Präsident Donald Trump bleibt auch weiterhin ein Risikofaktor für die Finanzmärkte. Der drohende Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China dürfte auch zu Beginn des zweiten Quartals das zentrale Thema sein. Vorbörslich dürfte der DAX mit deutlichen Kursabschlägen in die Woche starten. ... mehr

Neue ETFs: Dividendenstarke Aktien aus USA und weltweit

Börse Frankfurt - Trading Business - 03.04.2018
3. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Deutsche Asset Management erweitert das Angebot an Exchange Traded Funds auf Xetra und im Frankfurter Parketthandel. Mit den zwei neuen Aktien-ETFs erhalten Anleger die Möglichkeit, an der Wertentwicklung von Unternehmen mit hoher Dividendenrendite und soliden Finanzkennzahlen zu partizipieren. ... mehr

Neuer ETF: Inflationsgeschützte US TIPS

Börse Frankfurt - Trading Business - 03.04.2018
3. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Emittent iShares erweitert das Angebot an Renten-ETFs auf Xetra und an der Börse Frankfurt. Mit dem Rentenindex-ETF können Anleger an der Wertentwicklung von auf US-Dollar lautenden, inflationsindexierte Anleihen des US-Schatzamtes (US TIPS) partizipieren. ... mehr

Charttechnik: Bitcoin, Bitcoin Cash, Ethereum

Formationstrader I H. Esnaashari - Forex - Kryptowährungen - 02.04.2018
Video-Chartanalyse Kryptowährungen Der Bitcoin-Preis läuft eine untergeordnete Unterstützung an. Von hier aus hat Preis Stabilisierungspotential. ... mehr

Anzeigen