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Forex - Von Anomalien des Forex-Marktes profitieren - Der größte Handelsplatz der Welt - Teil 5

Derivate Magazin - Forex - 10.01.2010

Carry Trade- und Zins-Zertifikate unter der Lupe

Carry Trades waren im letzten Jahr das beherrschende Thema an den Währungsmärkten. Vorher wenig beachtet, gewannen diese Strategien schnell an medialer Popularität und mussten immer wieder als Begründung für die Bewegungen in den betroffenen Währungen herhalten. Die Umsetzung dieser Strategie ist schnell erklärt. Man leiht sich Geld in einem Niedrigzins-Währungsraum (Funding-Währung) und legt dieses in eine hochverzinsliche Währung (Receiver-Währung) an. Anschließend hofft man, dass die investierte Währung gegenüber der finanzierenden Währung weniger stark abwertet, als dies die Zinsdifferenz und dementsprechend auch der Terminkurs vorhersagen. Bleibt der Wechselkurs der betroffenen Währungen bis zum Ende der Anlagedauer unverändert, resultiert daraus ein Gewinn in Höhe der Zinsdifferenz – genauer gesagt in Höhe der Differenz der nationalen Soll- und Habenzinssätze. Solange die Abwertung der Hochzins-Währung geringer ausfällt als die Zinsdifferenz, ist das Geschäft ein Erfolg. Der Grund: Da das angelegte Geld aus einem Kredit fi nanziert wird und die Strategie somit zahlungsneutral ist, muss der Carry-Trader den Gewinn auch nicht, wie normalerweise üblich, mit Opportunitätskosten in Höhe des sicheren heimischen Zinssatzes verrechnen.

Die Zinsparität steht auf dem Kopf

Zur Finanzierung von Carry-Strategie eigneten sich in den letzten Jahren vor allem der japanische Yen – in Japan herrschte jahrelang ein Zinsniveau von Null – und der Schweizer Franken – die Schweiz wies während der Zeit von 2002 bis 2005 ein Zinsniveau von unter 2 Prozent auf. Unter den Receiver-Währungen fanden sich regelmäßig der Australische und Neuseeländische Dollar sowie das Britische Pfund wieder. Die neuseeländische Zentralbank hievte den Leitzins in ihrem langwierigen Kampf gegen die ausgeuferte Infl ationsrate von Anfang 2004 bis Mitte letzten Jahres von 5 auf 8 Prozent. Auf diesen Niveaus würde sich eine Carry Strategie zwischen dem Yen und dem Neuseelanddollar bereits dann lohnen, wenn der Kiwi innerhalb eines Jahrs nicht mehr als ca. 7 Prozent abwertet. Mit Blick auf die Wechselkursentwicklung in den letzten Jahren wird schnell klar, dass da noch wesentlich mehr drin war. Anstatt abzuwerten, wie es die Zinsparität seit Bestehen des gegenwärtigen Zinsunterschiedes vorausgesagt hat, stieg der Wert des Neuseelanddollars gegenüber dem Yen in den letzten 5 Jahren in der Spitze um mehr als 50 Prozent.

Carry-Trader zwischen Himmel und Hölle

Auch die Carry-Strategie zwischen dem Neuseeland-Dollar und dem Schweizer Franken war in den letzten Jahren profi tabel. Hier fi elen die Gewinne aufgrund der niedrigeren Zinsdifferenz und der nicht ganz so hohen Aufwertung des Kiwis jedoch spürbar geringer aus. Bei beiden Währungspaaren sind natürlich auch Phasen - wie im ersten Halbjahr 2006 oder gegen Ende 2007 - erkennbar, in denen die Receiver-Währungen kurzfristig stark unter Druck gerieten. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Carry Trades mittlerweile zu einem Multimilliarden-Dollarspiel geworden sind, bei dem sich nicht mehr nur Banken und Hegdefonds, sondern zunehmend auch Privatanleger engagieren. Japanische Brokerhäuser, die diese Strategien in den letzten Jahren auch nicht-institutionellen Anlegern ermöglicht haben, gingen zu Beginn des letzten Jahres bereits von offenen Positionen privater Investoren von über 40 Milliarden USDollar aus. Alle investierten Summen zusammengenommen können bei gleichgerichteten Transaktionen einen starken Einfl uss auf die entsprechenden Wechselkurse ausüben.

Wenn die Receiver-Währungen plötzlich Schwäche zeigen bzw. Funding-Währungen zwischenzeitlich rasch aufwerten, setzt ein Herdenverhalten ein, bei dem alle Beteiligten ihre Positionen glattstellen und buchstäblich zurück in die niedrig verzinsten Währungen fl üchten wollen. Die Wechselkurse reagieren dann überaus empfi ndlich und die so ausgelösten Kursbewegungen verstärken sich schnell. Genauso verhielt es sich auch im letzten Jahr als der Yen innerhalb von etwas mehr als 3 Wochen gegenüber dem Neuseeland-Dollar um fast 20 Prozent abwertete. Dass die Reaktionen der Anleger in einer solchen Situation sehr heftig ausfallen, ist nachzuvollziehen, entspricht ein solcher Kursrutsch doch ungefähr dem dreijährigen Gewinn aus der Zinsdifferenz.

Dass sich mit Carry-Strategien in den vergangenen Jahren eine attraktive risikoadjustierte Performance erzielen ließ, belegt auch eine Auswertung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. So hätte der Verkauf des japanischen Yens bei einem gleichzeitigen Kauf des Neuseeland-Dollars während des Zeitraums von Januar 2001 bis September 2007 eine jährliche Durchschnittsrendite von knapp 15 Prozent eingebracht. Ähnlich gut lief es auch bei den Währungspaaren Yen gegen den Australischen Dollar und der Indischen Rupie. Alle möglichen Kombinationen, bis auf den philippinischen Peso gegen den Schweizer Franken, erzielten höhere Renditen als der S&P 500, der Nikkei 225 und der FTSE 100, und das bei einer signifi kant geringeren Volatilität.

Der Erfolg von Carry Trades wird auch durch eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien belegt, in denen die Beziehung zwischen dem Terminkurs und der tatsächlichen Wechselkursentwicklung auch über wesentlich längere Zeiträume analysiert wurde. Die meisten kommen zu dem Ergebnis, dass die tatsächliche Wechselkursentwicklung regelmäßig hinter der vom Terminkurs prognostizierten zurückbleibt. Einige Studien kamen erstaunlicherweise zu dem Ergebnis, dass niedriger verzinste Währungen sogar systematisch gegenüber höher verzinsten Währungen abwerten. Aus diesen Ergebnissen lässt sich ableiten, dass die obigen Chartverläufe eher die Regel als die Ausnahme sind und dass Carry-Strategien langfristige Renditen erwarten lassen, die sogar über der Zinsdifferenz liegen.

Forex - Der größte Handelsplatz der Welt - Teil 1-8:
- Forex - Wechselkursnotationen - Teil 1
- Forex - Entwicklungen des Währungsmarktes in Zahlen - Teil 2
- Forex - Was bewegt die Wechselkurse?- Teil 2
- Forex - Hohe Zinsen gleich festere Währung? - Teil 4
- Forex - Von Anomalien des Forex-Marktes profitieren - Teil 5
- Forex - Carry-Trade Zertifikate - Teil 6
- Forex - Zins-Zertifikate - Teil 7
- Forex - Exkurs: Makroökonomische Wechselkursmodelle - Teil 8

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